Darkmoments: Du
bezeichnest dein Werk als Dekomposition der Lyrik
Georg Trakls. Dekomposition leitet sich vom
lateinischen Wort decompositio ab, was so viel wie
Zerlegung bedeutet. Inwiefern zerlegst du die
Gedichte von Trakl?
Alexander
P. Blake: Der Titel ist primär ironisch zu sehen,
bezeichnet eine Dekomposition in der Kunsttheorie doch
die künstlerische Demontage eines Kunstwerks. Genau das
mache ich, indem ich Trakls Gedichte in einen neuen
Kontext setze und damit vielleicht auch viele Trakl-Liebhaber
vor den Kopf stoße. Auf Myspace habe ich einen Musiker
kennengelernt, der ein Trakl-Gedicht mit den Mitteln von
Singer/Songwriter-Elementen und Blues vertont hat
das ist auch spannend, entspricht aber überhaupt nicht
meiner Sichtweise dieser Texte und umgekehrt wird es
genauso so sein. Ich finde gerade die neue Perspektive,
die sich dadurch auftut, interessant, denn so wird das
eigene Kopfkino nicht nur durch die Gedichte angeregt,
sondern auch durch Rezitation und musikalische Begleitung.
Im Endeffekt meint Dekomposition in diesem
Zusammenhang also, dass Trakls Gedichte als Ausgangspunkt
für neue Kunst dienen und ob man diese als Demontage
oder Aufwertung bewertet, liegt im Ermessen des einzelnen.
Darkmoments: Im
Booklet steht, dass du nicht nur alle Stücke komponiert,
zelebriert und klanglich veredelt, sondern auch
durchlitten hast. Das klingt, als sei die Produktion der
Platte eine reine Tortur gewesen.
Alexander
P. Blake: Nein, aber ich inszeniere die Dinge gerne ;-)
Im Gegenteil, die Arbeit war sehr bereichernd und alles
andere als eine Tortur. Mir floss noch kein Album so
leicht aus der Hand. Aber ähnlich wie ein Schauspieler
bemühe ich mich auch bei der Rezitation, die Inhalte zu
durchleben, und bei Trakl geht es zwar oft um die Natur,
aber gewiss nicht um Gänseblümchen und Sonnenschein,
sondern um schwere Stimmungen, essentielle Fragen und
ganz viel Leid.
Darkmoments: Das
Album heißt Der Herbst des Einsamen, was
ebenfalls ein Gedicht von Trakl ist, welches aber keine
Platz auf der neuen CD gefunden hat. Warum?
Alexander
P. Blake: Sicher wäre es noch möglich und auch
interessant gewesen, etwa Hundert andere Gedichte zu
vertonen, aber das Ganze sollte nicht ausufern, weshalb
der potentielle Titelsong ebenso keine Verwendung fand
wie beispielsweise Grodek,
Verfall oder Helian eben
jenen bekannten Gedichte, die man erwartet hätte. Einen
wirklichen Grund dafür kann ich nicht nennen, außer die
Tatsache, dass das Album so und nicht anders für mich
schlüssig war.
Darkmoments: Woran
hast du dich bei der Erschaffung der passenden
Soundcollagen zu jedem Gedicht orientiert?
Alexander
P. Blake: An der Stimmung, die das jeweilige Gedicht
in meinem Kopf erzeugte. Es war allerdings ein eher
intuitives Arbeiten und ich hatte oft gar keine konkreten
Attribute im Sinn, sondern habe mich treiben lassen. In
einigen Fällen gab es auch zuerst die Geräuschkulisse
und ich habe versucht, wie verschiedene Gedichte dazu
passen, bis sich schließlich eine Einheit aus den Worten
und den Klängen bildete, die sich richtig anfühlte.
Darkmoments: Über
welchen Zeitraum ist die neue Platte genau entstanden?
Alexander
P. Blake: Ich habe leider nicht die Zeit, mich einige
Wochen am Stück ununterbrochen nur einer Albumkreation
zu widmen, von daher sind es oft nur wenige Stunden pro
Woche, die mir Zeit bleiben und eine Albumentstehung
zieht sich entsprechend schon mal etwas länger hin.
Der Herbst des Einsamen ging mir
glücklicherweise relativ schnell von der Hand und formte
sich oft wie von selbst, ganz im Gegensatz zu manch
anderem Album in meiner Laufbahn. Entsprechend dauerte es
nur etwa zwei Monate im letzten Herbst und Winter von der
ersten Aufnahme bis zum fertigen Mix. Auf den Tag genau
kann ich die Aufnahmen allerdings nicht mehr umreißen,
da die Details in meinem Kopf schon verblasst sind.
Darkmoments: Auf
dem Album gibt`s weder Gesang, noch eigene Texte und
metallische Gitarren. Wo ist da der Bogen zu EwiG?
Alexander
P. Blake: Eden Weint Im Grab definiert sich über den
Spirit und nicht durch die Mittel, mit denen
dieser erzeugt wird. Ich finde es langweilig, wenn ich
nun auf immer und ewig auf die gleiche Art Songs
schreiben müsste, wie ich dies auf den ersten zwei Alben
getan habe. Ich mache Eden Weint Im Grab ja nicht, um
anderen Menschen eine Dienstleistung zu erbringen,
sondern in erster Linie zur eigenen künstlerischen
Selbstverwirklichung was nicht heißen soll, dass
ich mich nicht freue, wenn es jemandem gefällt. Von
daher nehme ich mir die Freiheit, die
Werkzeuge je nach Bedarf frei zu wählen und
auch mal mit den gängigen Konventionen zu brechen
es gibt schließlich genug Bands, die sie wieder und
wieder brav erfüllen. Wichtiger als die Instrumente sind
mir die erzeugten Atmosphären, und diese werden bei Eden
Weint Im Grab immer auf ihre Weise dunkel, morbide und
tiefsinnig sein das ist der Bogen.
Darkmoments: Hast
du Angst, dass Fans enttäuscht sein könnten, weil auf
der neuen CD Gitarren und traditionelles Schlagzeug
fehlen?
Alexander
P. Blake: Ich habe mir die Frage zwischenzeitlich
immer wieder gestellt, bin aber zu dem Schluss gekommen,
dass es so oder so nicht in meinen Händen liegt und ich
es nie allen recht machen kann, auch wenn ich ein
konventionelleres Album produziert hätte. Entsprechend
habe ich versucht, es ausschließlich mir selbst recht zu
machen und dafür zu 100 Prozent. Ich denke jedoch, dass
offenherzige Hörer in den wenigsten Fällen enttäuscht
sein werden, wenn sie dem Album etwas Zeit geben, denn es
enthält genug Tiefe, Charisma und Düsternis, um Freunde
der bisherigen EwiG-Veröffentlichungen anzusprechen.
Außerdem hoffe ich, dass es da draußen noch Hörer gibt,
die es spannend finden, neue Welten zu entdecken und
einer Band auf bisher kaum betretenen Wegen zu folgen,
anstatt immer nur die selbe Leier vorgesetzt zu bekommen.
Darkmoments:
Hörproben gibt es online und die Live-Premiere habt ihr
auch schon hinter euch. Wie ist das bisherige Feedback?
Alexander
P. Blake: Bis auf wenige verständnislose Ausnahmen
eigentlich sehr gut, was mich selbst überrascht hat,
denn man stößt die Hörer mit solch einer unerwarteten
Veröffentlichung ja schon vor den Kopf. Es schrieben
zwar fast alle Rezensenten, dass das Album sehr stark
polarisieren würde, aber im Endeffekt haben sich doch
alle positiv geäußert und die Kompromisslosigkeit
gelobt. Ich weiß von einigen EwiG-Hörern, die anfangs
ernsthafte Probleme mit der CD hatten, weil sie
soundtechnisch durchaus eine große Umstellung ist, dass
sich die Geduld ausgezahlt hat. Auch live funktionierte
die Einbindung der neuen Stücke in unser reguläres Set
sehr gut, und ich bin guter Dinge, dass wir diese
Kombination in Zukunft weiter perfektionieren können.
Darkmoments: Welche
Genrebezeichnung würdest du zur Orientierung für die
Fans der neuen Platte zuschreiben?
Alexander
P. Blake: Das ist schwierig, weil ich mich
verschiedenster Genres und Stilmittel bediene und daraus
etwas Eigenes kreiere. Ich persönlich empfinde es als
Mischung aus dunklen, orchestralen Soundtracks,
experimentellen Klangmanipulationen, Hörspiel-Elementen
und einer Lesung. Aber das mag jeder anders empfinden.
Von daher müsste ich wohl ein eigenes Etikett erfinden,
das dann wiederum auch niemandem etwas sagt, geschweige
denn eine Orientierung bietet. Ich weiß, viele Bands
behaupten von sich, etwas ganz Eigenes und Neues zu
machen, aber ganz ehrlich, das sind doch allzu oft nur
Seifenblasen, Promosprüche oder Wunschdenken. Ein Album
wie Der Herbst des Einsamen gab es bislang
aber wirklich noch nicht die Elemente sicher, aber
nicht in dieser Zusammenstellung, was garantiert auch
daran liegt, dass Lyrik und Rezitation Grenzgebiete sind,
in die sich kaum eine Band aus dem Düster-Sektor traut,
weil man sich nicht sicher sein kann, ob es die Hörer
annehmen werden und weil vielfach auch das Interesse
daran nicht da ist. Und wenn doch, so wurden allenfalls
einzelne Gedichte als Songtexte verwendet. Das ist bei
uns nicht der Fall, die Gedichte bleiben auch in
gelesener Form Gedichte.
Darkmoments: In der
Schule wurde man früher mit Gedichten gejagt, du
beschäftigst dich freiwillig mit ihnen. Wie kommt´s?
Was fasziniert dich allgemein an Gedichten?
Alexander
P. Blake: In der Schule hat es mich oft auch genervt,
aber das ist ja meistens so, dass die Dinge einen
höheren Reiz haben, wenn man ihnen freiwillig nachgeht
und nicht unter Zwang. Geprägt hat mich sicher mein
Literaturwissenschaftsstudium da habe ich gelernt,
mich mit Texten auseinander zu setzen und sie zu
interpretieren. Allerdings wurde meiner Meinung nach an
der Uni auch vieles entzaubert und zu sehr seziert. Auf
Der Herbst des Einsamen war es folgerichtig
nicht meine Absicht, die Gedichte zu interpretieren,
sondern eher ihre Stimmungen zu unterstreichen
wenngleich auch dies ein Stück weit schon eine
Interpretation ist, schließlich empfindet die Trakl-Texte
sicher nicht jeder derart düster und krank wie ich.
Darüber hinaus finde ich, lässt sich die Frage nicht
adäquat beantworten. Woher kommt ein Interesse an etwas?
Der eine interessiert sich für Autos, der nächste für
Sport und ich eben für Musik und Literatur
Interessen sind wie sie sind.
Darkmoments: Wohl
wahr, nichtsdestotrotz würde ich gern wissen, was dich
speziell an den Gedichten von Georg Trakl fasziniert?
Alexander
P. Blake: Das lässt sich nicht in ein paar Worten
ausdrücken man liest etwas und entweder, man wird
gepackt oder eben nicht. Für viele Leute erscheinen
Trakls Gedichte sehr wirr und schwer interpretierbar,
vielleicht mag ich gerade dieses Mysteriöse!? Er
beschreibt oft unheimliche Szenarien, die um Themen wie
Verfall und Tod kreisen, aber ihnen haftet meist etwas
Idyllisches an und die Schauplätze sind meist in der
Natur gelegen oder sind kleine Siedlungen, die einen
krassen Gegensatz zur schauerlichen Großstadt bilden.
Ich mag das Morbide und Unheimliche ebenso wie das
Undurchdringbare und Geheimnisvolle darin und finde, das
passt wunderbar zu Eden Weint Im Grab.
Darkmoments: Vor
dir hatte auch schon die Gothic-Metal-Band Elis die Idee,
Gedichte von Trakl zu vertonen. Was war für dich
letztendlich ausschlaggebender Punkt, dies ebenfalls zu
tun?
Alexander
P. Blake: Ja, ein Dichter wie Trakl blieb natürlich
nicht gänzlich unbeachtet. Neben Elis gibt es auch noch
ein paar andere eher unbekannte Bands, die Trakl schon
die Ehre erwiesen haben. Dass Bands einzelne Gedichte
vertonen, ist ja gang und gebe, einem Dichter ein
komplettes Album zu widmen, ist jedoch selten und genau
das war für mich Antrieb es zu versuchen. Und
musikalische Parallelen zwischen Elis und Eden Weint Im
Grab wird man wohl auch eher vergebens suchen. Von daher
kann ich versichern, dass die Band keine Inspiration für
mich war, zumal ich davon vor diesem Interview noch gar
nichts wusste.
Darkmoments: Wie
hast du die Auswahl getroffen, welche der Gedichte Trakls
fürs neue EwiG-Album vertont werden?
Alexander
P. Blake: Einige der Gedichte, wie z.B.
Verwandlung des Bösen, hatte ich schon
vorher im Sinn, da ich dieses Stück auch schon einmal
vor ein paar Jahren für eine Lesung klanglich untermalt
hatte, allerdings in einer gänzlich anderen Version.
Andere Gedichte ergaben sich sehr spontan, wenn Musik und
Text harmonierten oder der Text eine Assoziation bei mir
auslöste. Letzten Endes war es mir wichtig, ein rundes
Album zu machen, und nicht ausschließlich die
bekanntesten Gedichte des Autors zu nehmen.
Darkmoments: Was
macht für dich einen guten Songtext aus?
Alexander
P. Blake: Hier sollten wir zwischen Gedichten, die
auch für sich stehen können wie jene von Trakl
und Songtexten unterscheiden, denn manche
Songtexte müssen für sich stehend gar nicht gut klingen,
im Zusammenhang mit einem Lied ergeben sie aber Sinn.
Deswegen ist es schwer zu sagen, was ein guter Songtext
ist und was nicht. Wichtig ist wohl, dass es zu dem
jeweiligen Song passt, und die passenden Inhalte
variieren natürlich je nach Genre. Davon abgesehen finde
ich persönlich eine poetische Sprache, inhaltliche Tiefe,
Wortspiele und die Vermeidung allzu plumper
Ausdrucksweisen und typischer Floskeln wichtig. Aber das
gilt primär für meine eigenen Texte und lässt sich
nicht auf alle anderen Bands anwenden.
Darkmoments: Dein
persönliches Highlight auf der neuen Platte?
Alexander
P. Blake: Wenn ich irgendeines der Stücke nicht als
Highlight empfunden hätte, wären sie nicht auf dem
Album gelandet. Entsprechend ändert es sich auch bei mir
immer mal wieder, denn auch ich entdecke bei jedem Hören
neue Details für mich wieder.
Verwandlung des Bösen nimmt für mich schon
eine Sonderstellung ein, da mich das Stück sehr lang
begleitet hat und ich habe von keiner der Vertonungen so
oft einen Ohrwurm gehabt obwohl der Text fast ein
Prosastück ist. Aber irgendwie hat es wohl besondere
Erinnerungen hinterlassen. Als Einstieg für den
Unbedarften würde ich dieses Stück allerdings nicht
empfehlen.
Darkmoments: Das
Booklet zieren viele stimmungsvolle Naturbilder. Bist du
so naturverbunden?
Alexander
P. Blake: Für das Artwork zeichnete Nadine E.
verantwortlich, die mich gebeten hat, ihren Namen nicht
zu nennen und im Bereich von Artworks (noch) ein
unbeschriebenes Blatt ist. Nachdem ich die ersten Bilder
gesehen habe, hatte ich ihr weitgehend freie Hand
gelassen. Ich finde diese Naturbilder passen sehr gut zu
Trakls Texten, da sie gleichsam idyllisch, bedrohlich und
düster sind. Was meine persönliche Naturverbundenheit
angeht: Ich glaube, es geht mir wie vielen Menschen. Im
Grunde sehne ich mich nach der Natur und bin ihr sehr
verbunden schließlich sind wir alle ein Teil der
Natur und keineswegs von ihr getrennt. Aber mein Alltag
und mein Wohnort mitten in Berlin hindern mich die meiste
Zeit des Jahres daran, in der Natur zu sein und in Ruhe
durchzuatmen. Es ist eine Form von Entfremdung, innerer
Zerrissenheit, die vielleicht auch die Kunst inspiriert.
Andererseits liebe ich Berlin, weil die Stadt eine andere
von Leben ausdrückt.
Darkmoments: Wenn
Trakl noch Leben würde, wäre er ein passender
Gesprächspartner für dich?
Alexander
P. Blake: Gute Frage. Darüber habe ich noch nie
nachgedacht und es ist schwierig einzuschätzen, wenn man
einen Menschen nur anhand seiner Lyrik kennt. Für das
erste Gespräch hätte ich sicherlich genug Fragen
bezüglich seiner Lyrik in Petto, die eine abendfüllende
Konversation ermöglichen würden, aber ob man dann auf
einer Wellenlänge liegt, hängt ja noch an vielen
anderen Faktoren. Vielleicht werde ich es posthum noch
erfahren ;-)
Darkmoments: Ob man
mit deinem neuen Album auch den Deutschunterricht wieder
ein wenig aufleben lassen könnte?
Alexander
P. Blake: Und wie! Mich hatte schon direkt nach der
ersten Bekanntgabe dieser Veröffentlichung eine Lehrerin
angeschrieben und mich um Hörmaterial für ihre Klasse
gebeten, das ich ihr gerne gegeben habe. Denn ich finde
es viel spannender, Trakl so kennen zu lernen als durch
die Schulbücher mit ihren Standardinterpretationen, die
einen Dichter oft seines Zaubers berauben. Sollten dies
also Lehrer lesen, so dürfen sie das Material gerne zu
Bildungszwecken einsetzen, denn ich finde das
Weitervermitteln solch wichtiger kultureller
Überlieferungen sehr wichtig. Was ich indes ablehnen
würde, wären Eden-Weint-Im-Grab-Lesungen vor
Schulklassen ;-)
Darkmoments:
Könntest du dir vorstellen, auch mal einen anderen
großen Dichter für ein EwiG-Album zu rezitieren oder
gibt`s demnächst doch wieder düstere Gitarrenwände zu
hören?
Alexander
P. Blake: Das eine schließt das andere ja nicht aus.
Ich kann mir sowohl vorstellen, dass ich mich irgendwann
eines anderen Dichters annehmen werde, genauso wie ich
mir für die Zukunft auch wieder harte Gitarren im EwiG-Sound
vorstellen kann oder beides zusammen oder gar
nichts davon. Momentan ist jedoch alles reine Spekulation,
da die Arbeiten am nächsten Album noch nicht begonnen
haben. Und während der Arbeit an einem Album ändern
sich oft viele Pläne, deren man sich zuvor noch ganz
sicher war, und Prioritäten verlagern sich. Derzeit
würde ich prognostizieren, dass das nächste Album
wieder deutlich metallischer wird, aber damit ist nicht
gesagt, dass es dann auch wirklich so kommt. Vielleicht
will Herr Trakl auch noch ein zweites Tribut zur
Bewahrung seiner lyrischen Schätze, das dann noch mal
ganz anders klingt. Wer weiß...
Darkmoments: Ein
neues Album bringt meist auch eine Tour mit sich. Was ist
bei EwiG geplant?
Alexander
P. Blake: Das ist ein leidiges Thema. Zum einen sind
die Zusammenstellungen der meisten großen Touren oft von
Labelentscheidungen abhängig und die Plattenfirmen haben
natürlich ein Interesse, ihre eigenen Bands zu pushen.
Bislang hat uns zumindest noch nie ein Label ernsthaft
angeboten, eine passende Tour mitzufahren. Von daher
bleibt uns ohne großes Label und Budget nur der Do-It-Yourself-Weg.
Zum anderen sind wir alle voll in unsere Leben
eingespannt und es wäre schwierig, alle Bandmitglieder
für zwei Wochen komplett loszueisen. Wir sind auch keine
dieser typischen wilden RocknRoll-Bands. Wir
sind eher an Musik als Kunstform interessiert, nicht an
wilden Partys und Exzessen und ebenso wenig an langen
Fahrten und Wartereien. Deswegen wählen wir penibel aus,
welche Konzerte wir auch wirklich spielen wollen. Ich bin
kein Teenager mehr, der sich in jeden versifften
Jugendclub für einen Kasten Bier stellt und froh ist,
wenn ein paar Betrunkene mitgrölen. Andererseits haben
wir durchaus Interesse, in Zukunft mehr live zu spielen,
wenn die Bedingungen stimmen, denn die Zeit auf der
Bühne selbst ist es sehr wohl wert
höchstwahrscheinlich aber zunächst weiterhin im Rahmen
ausgewählter Einzelgigs. Ich für meinen Teil bevorzuge
nach wie vor die Studioarbeit und sehe in der Kreation
neuer Werke die eigentliche Bestimmung dieses Projekts
das ist mein persönlicher Spielplatz, auf dem ich
mich austoben und etwas von bleibendem Wert erschaffen
kann. Die Livedarbietung der Stücke sind für mich nur
ein Nebenschauplatz.
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